Pressemeldung | Die Gewinner*innen unseres Fotowettbewerbs „Klassenkämpfe der Gegenwart: Wir gegen die oder die gegen uns?“

Die Rosa Luxemburg Stiftung Hamburg ist nun 25 Jahre alt. Aus diesem Anlass veranstalteten wir gemeinsam mit der RLS Schleswig-Holstein und der RLS Mecklenburg-Vorpommern einen Fotowettbewerb mit dem Titel "Klassenkämpfe der Gegenwart: Wir gegen die oder die gegen uns?“.

Die Gesellschaft, in der wir leben, ist geprägt von Klassenwidersprüchen. Auch heute noch gibt es Besitzende von Produktionsmitteln und diejenigen, die nichts haben außer ihrer Arbeitskraft. Der Zwang zu Profitmaximierung in neoliberalen kapitalistischen Systemen führt somit im Firmenmanagement zu Lohndrückerei und zu Konflikten, die sich auf verschiedenste Weise in unserem Leben niederschlagen. Nicht nur bei Tarifverhandlungen, Bahnstreiks und der Frage, wie viel du in deinem Minijob verdienst, werden diese Widersprüche sichtbar. Auch in unserem alltäglichen Leben, beim Shoppen in der Innenstadt, beim Spaziergang durch wohlhabendere Viertel oder auch bei der Erledigung der Einkäufe begegnet uns Obdachlosigkeit und Armut genauso wie absurder Reichtum.

Die Aufgabe war es, diese Momente des Klassenkampfs fotografisch einzufangen, ob von “oben“ oder von „unten“, als aktiver Kampf oder passive Beobachtung von Repressionen und Klassengegensätzen. Die Fotos sollen durch die bildliche Darstellung das Klassenbewusstsein stärken und die Klassenwidersprüche greifbar machen.

Im Folgenden bekommt ihr einen Einblick in die besten neun Einreichungen, die die Jurorinnen

  • Marily Stroux, Fotografin
  • Prof. Dr. Anja Steidinger, Künstlerin und Professorin an der HfBK Hamburg
  • Michaela Klingberg, Politologin, Kulturforum RLS Berlin
  • Paula Möller, Arbeiterin und Aktivistin
  • Anette Kruse, Künstlerin und Kommunikationsdesignerin, Vorstandsmitglied der RLS Hamburg

ausgewählt haben.

Platz 8

Titel: Bullen und Tauben

von Linda Böttcher

Das Bild zeigt die Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht Gedenkdemo. Polizisten gehen neben der Demonstration her. Tauben fliegen über der Demo.

Platz 7

Titel: Anfang eines Widerstands - großer Bildungsstreiktag 2023

von Nane Valerie Pleger

Menschen ziehen mit Plakaten, Fahnen und in Warnwesten vors Bundesverwaltungsgericht. Es ist der große Bildungsstreiktag am 28.11.2023.

Platz 6

Titel: El Vendedor

von Ricardo Bolaños González

Ein großer Teil der überwiegend indigenen Arbeiter:innenklasse Südmexikos arbeitet im informellen Sektor der Tourismusbranche - dort wo Europäer:innen vermeintlich nachhaltigen Urlaub in „ökologischen" Hotels machen.

Platz 5

Titel: (un-)sichtbar

von Hakima Said

Das Foto ist im Sommer 2023 beim Spazieren durch die Sonnenallee in Berlin entstanden.

Platz 4

Titel: homo sacer

von Arian Henning

Das Foto zeigt ein junges afghanisches Mädchen, welches sich in dem brennenden Flüchtlingslager von Moria befindet. Hinter dem Zaun warten UN-Konvois und Hilfsorganisation mit Hilfsgütern. Der Einlass in das Camp wird durch das griechische Militär reglementiert, Hilfsgüter kommen zu diesem Zeitpunkt nur vereinzelt durch. Tausende Menschen warten auf den Straßen und haben in dem Feuer alles verloren – über mehrere Wochen werden sie auf der Straße verbringen, bis die griechische Regierung sie in das nächste Camp zwingt.

Platz 3

Titel: Streiktag

von Lena Stefanowitsch

Demonstrierende auf der Streikdemo des TV-Stud für einen Tarifvertrag für studentische Hilfskräfte.

Platz 2

Titel: đoàn kết / solidarity / solidarität

von Ngọc Anh Phan

Im Sommer 2020 habe ich meine Eltern wieder in Chemnitz besucht und war mit meinem Papa Haare schneiden. Das Bild zeigt ihn und die Friseurin in einem Raum des ehemaligen VEB Spinnereimaschinenbaus in Altchemnitz. Der Ort hat verschiedene Bedeutung – zum einen war es der Arbeitsplatz meines Papas Ende der 80er als Vertragsarbeiter, zum anderen ist es auch heute noch der Arbeitsplatz von einigen vietnamesischen Großhändler*innen sowie Unternehmer*innen. Auch die Friseurin arbeitet noch dort und schneidet vor allem Haare von vielen vietnamesischen Menschen 1. Generation oder anderen migrantischen Personen, die in den letzten Jahren für das Studium oder ihre Ausbildung nach Chemnitz gezogen sind. Da sie ihre Dienstleistungen zu sehr niedrigen Preisen anbietet, zeigt dieser Moment für mich zudem eine große Solidarität sowie Unterstützung füreinander.

Platz 2

Titel: Die Bildung

von Benazir Hossaini

Ich bin Beni, ein 19-jähriges Teenager-Mädchen aus Afghanistan.

In diesen neunzehn Jahren war ich aufgrund der Situation in meinem Land viele Jahre lang Einwanderer.

Nachdem wir fünf Jahre in Afghanistan und zehn Jahre im Iran gelebt hatten, entschieden wir uns, nach Europa zu kommen

Wir waren zweieinhalb Jahre in Griechenland und im Lager Filippiada.

Da ich weder eine Schule noch einen Lehrer hatte, beschloss ich, Frauen und Kindern persönlich das Lesen und Schreiben in Farsi und Englisch beizubringen.

Ich hatte viele Schüler und dieses Foto wurde 2021 aufgenommen.

Platz 1

Titel: Manuelle Arbeit

von Dorian Schmalhofer

Das Bild ist im Futurium entstanden. Die Ausstellung dort hat einen technikfrommen Einschlag. Zumindest die Putzarbeit wird dort aber wohl noch manuell verrichtet.