Pressemeldung | "...einiges haben wir ganz gut hinbekommen." - 25 Jahre RLS Hamburg

„…einiges haben wir ganz gut hinbekommen.“

Dass eine linke Organisation länger als ein Vierteljahrhundert besteht, ist nicht naturgegeben, viele werden Gruppierungen, Zusammenschlüsse, Initiativen, Verbände oder gar Parteien kennen, denen ein kürzeres Leben beschieden war. Die Rosa Luxemburg Stiftung Hamburg kann jedoch auf dieses Alter zurückblicken. Das tut sie gerne und mit einer großen Lust.

Die große Vielfalt unserer Aktivitäten ist im Kern eigentlich nur aus dem Alltagsgeschäft der linken politischen Bildungsarbeit ersichtlich. Wer unsere Auftritte im Internet oder in den sogenannten sozialen Medien verfolgt, kann einen Eindruck davon bekommen. Über den Daumen gepeilt luden wir in den letzten Jahren im Schnitt alle vier Tage zu einer Diskussion, einer Lesung, einem Streitgespräch, einem Workshop, einer Exkursion, einem Film, Theaterstück oder einem anderen Format ein.

Das ist nicht wenig und, das muss gesagt werden, diese Leistung ist nicht von uns allein vollbracht worden. Zum einen haben wir das große Glück, mit vielen Menschen und Institutionen über die Jahre zusammengearbeitet zu haben. Mit manchen sporadisch bzw. punktuell, mit machen kontinuierlich und regelmäßig. Gründe gab und gibt es immer konkrete. Unbenommen ist immer das wechselseitige Interesse, die Absicht, positive Effekte für beide Seiten zu erzielen und eine Kooperation auf Augenhöhe. Unser Horizont ist jedoch nicht beschränkt auf die Linke, die außerparlamentarisch wie auch parlamentarisch verfasst ist – im letzteren Sinne nicht nur die uns nahestehende Partei Die Linke meint, sondern auch Linke in der SPD und die vielleicht verbleibenden Linken in der ehemaligen Grün-Alternativen Liste ansprechen könnte. Und natürlich meint dies nicht nur Parteigrenzen, sondern ebenso die Offenheit für Menschen fernab einer parlamentarischen Orientierung, bei Gewerkschaften, Kirchen und Initiativen. Wesentlich sind die gemeinsamen Interessen, die sich finden lassen. Solidarisch und ernsthaft soll die Arbeitsgrundlage sein – und zwar immer von beiden Seiten. Dafür danken wir euch!

Zum anderen ist ein wesentliches Fundament unserer Arbeit das ehrenamtliche Engagement. Wir können auf die Mitarbeit, den Rat und das Wissen unserer Mitglieder und auch unseres Beirats setzen. Beides ist keine Garnitur, sondern folgt der Idee, aus den jeweils individuellen Fragen an die Gesellschaft eine gemeinsame bildungspolitische Tätigkeit zu erarbeiten. Gegenüber dem Individualismus und der permanenten Konkurrenz untereinander haben wir die Hoffnung, einen solidarischen Denk- und Experimentierraum geschaffen zu haben, in dem Antworten kollektiv diskutiert und geschlussfolgert werden können. Naturgemäß schwankt bei den Ehrenamtlichen der Grad der Aktivität nach persönlichen Vorlieben, Interessen und zeitlichem Vermögen. Aber an dieser Stelle sei festgehalten: Ohne euch wären wir nur ein saft- und kraftloses Skelett – danke für eure Zeit und Mühen!

Zu guter Letzt ist ohne finanzielle Ressourcen die Arbeit der Rosa Luxemburg Stiftung Hamburg nicht denkbar. An dieser Stelle sei der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Berlin sowie der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg gedankt für die Zusammenarbeit und die Unterstützung.

Der Sammelband, den wie anlässlich des fünfundzwanzigsten Jubiläums vorgelegt haben, spiegeln sich die Vielfalt unserer Partnerschaften und unserer Bildungsformate wider. Wir denken, dass wir damit nicht nur das lokale Interesse zu befriedigen, sondern mit der Reflektion über Aufgaben und Tätigkeiten einen lesenswerten und inspirierenden Beitrag zur Diskussion um politische Bildung von links zu liefern.

Von Rosa Luxemburg ist das Bonmot überliefert, sie lebe am fröhlichsten im Sturm. Walter Benjamins Sturm wehte vom Paradies her und trieb den Engel der Geschichte fort, während dieser auf ein Trümmermeer blickte. Der Wind weht merklich in den heutigen Tagen – entgegen Bob Dylans Ansicht, bedarf es doch eines Weatherman, um die Richtung zu zeigen.

„Feindliche Stürme durchtoben die Lüfte…“, so beginnt ein traditionelles Lied der revolutionären Arbeiterklasse, die Warschawjanka, und erinnert an die Aufgaben für eine sozialistisch orientierte Linke und die mit ihrem Kampf verbundenen Leiden und Opfer. Mit ihm verbunden ist der Appell an eine bessere, gerechtere und friedvollere Zukunft. Die Aufgaben, die vor uns allen liegen, werden, so der Blick auf den düsteren Himmel, nicht einfach sein – und sie werden nicht alleine zu meistern sein.

Hanno Plass