26. April 2019 Diskussion/Vortrag Eine Revolution des Begehrens?

Guy Hocquenghem und die radikale Schwulenbewegung

Information

Veranstaltungsort

Centro Sociale
Sternstraße 2
20357 Hamburg

Zeit

26.04.2019, 19:00 - 21:00 Uhr

Themenbereiche

Soziale Bewegungen / Organisierung, Gesellschaftstheorie, Kapitalismusanalyse

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Eine Revolution des Begehrens?

Vortrag und Diskussion mit Hauke Branding (Gesellschaft zur Erforschung der Nachträglichkeit Hamburg) und Lukas Betzler (Universität Lüneburg)


Für die LGBTI*-Bewegung hatte 1968 die Wirkung eines Katalysators, insbesondere durch die sich vollziehende umfassende Politisierung der sozialen Beziehungen und den folgenden gesellschaftlichen Liberalisierungsschub. Begünstigt durch diese Entwicklung und noch zusätzlich befeuert durch die Stonewall-Riots von 1969 gründeten sich schon bald zahlreiche politische Gruppierungen, in denen Schwule und Lesben ihre Homosexualität offen leben und politisch für sie streiten wollten. Homosexuelles Begehren wurde (erstmalig) als eine subversive Kraft wahrgenommen, die die traditionellen Vorstellungen von Geschlecht und Liebe unterwandern und so die heteronormative bürgerliche Sexualmoral wenn nicht sprengen, so doch wesentlich stören und beunruhigen könne. Es entwickelten sich – auch in Abgrenzung von und als Kritik an der traditionellen Linken, in der Homophobie keineswegs selten war – radikale Formen homosexueller Theorie und Praxis. So wurde – zunächst insbesondere in Frankreich – das (homosexuelle) Begehren auch zu einem Dreh- und Angelpunkt kritischer Theorie, um den rege gestritten wurde, der jedoch im Laufe der Zeit allzu oft in Vergessenheit geraten ist.
Der Vortrag möchte entlang des Werdegangs von Guy Hocquenghem, einem der wesent- lichen Theoretiker der sogenannten „Gay theory“, diesem Vergessen entgegenwirken. Hocquenghems Leben und Werk stehen in gewisser Weise exemplarisch für die Versuche homosexueller Aktivist*innen, die unterschiedlichen Neuen Sozialen Bewegungen nach 1968 miteinander zu vermitteln und auch innerhalb von stärker identitätspolitischen Kämpfen eine grundlegende Gesellschaftskritik zu artikulieren. Zugleich werden daran aber auch Brüche, Ambivalenzen und Widersprüche sichtbar, die den Streit um das Erbe von 1968 prägen bis in unsere Gegenwart.

In Kooperation mit der "Gesellschaft zur Erforschung der Nachträglichkeit".

Gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg.   

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