17. Oktober 2017 Diskussion/Vortrag Deutsche Juden oder Juden in Deutschland? Quellen zur Geschichte des Zionismus in Deutschland in der NS-Zeit

Ambivalenzen im Zionismus II

Information

Veranstaltungsort

Institut für die Geschichte der deutschen Juden
Beim Schlump 83
22799 Hamburg

Zeit

17.10.2017, 18:30 - 21:00 Uhr

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte, Erinnerungspolitik / Antifaschismus, Palästina / Jordanien

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Francis R. Nicosia, ausgewiesener Kenner der Geschichte des deutschen Zionismus, gibt jetzt einen Dokumentenband heraus, der die wichtigsten Quellen zur Arbeit der zionistischen Bewegung innerhalb und außerhalb Deutschlands in den Jahren 1933 bis 1941 enthält. Er umfasst also die Zeitspanne von Hitlers "Machtergreifung" bis zur "Endlösung der Judenfrage". Die Dokumente spiegeln die Entwicklung der judenfeindlichen Politik des NS-Regimes ebenso wie die Versuche der Juden und ihrer Gemeinden, sich gegen die Verfolgung zu wehren bzw. ihr zu entfliehen. Zugleich zeigen die Quellen die wachsende Bedeutung, die der Zionismus in diesem Zeitraum für die deutschen Juden, insbesondere der jüngeren Generation, erfuhr.

In seinem Vortrag wird Francis R. Nicosia in die Geschichte des Zionismus einführen und dann ausgewählte Dokumente vorstellen und in ihren Kontext einordnen: Es geht um die Position der deutschen Zionisten zur nationalsozialistischen Machtübernahme 1933, zur Sicht der Nationalsozialisten auf den Zionismus 1933-1938, die zionistische Arbeit in Deutschland und die innerzionistischen Auseinandersetzungen in diesen Jahren und schließlich um die Entwicklung der zionistischen Positionen in den Jahren 1938-1941.

Francis R. Nicosia ist Professor of History und Raul Hilberg Distinguished Professor of Holocaust Studies an der University of Vermont. Er war Senior Fulbright Research Scholar in Berlin (1992-1993 und 2006-2007).


2017 jähren sich zwei Zäsuren der Geschichte des Zionismus:

1917 stellte der britische Außenminister Lord Balfour erstmals eine "jüdische Heimstatt" in Aussicht. Diese nach ihm benannte "Balfour-Erklärung" löste eine Euphorie aus und wurde zum Angelpunkt der zionistischen Agitation. Im deutschen Judentum blieb der Zionismus dennoch eine Minderheitenbewegung und erst ab 1933 wanderten zahlreiche deutsche Juden auf der Flucht vor den Nationalsozialisten dorthin aus.

1967, 50 Jahre später, folgte mit dem Sechs-Tage-Krieg ein weiterer Wendepunkt, der die Stellung Israels im Nahen Osten und auch die israelische Gesellschaft selbst fundamental veränderte. Neben den israelischen Schwarzen Panthern, die für die Rechte benachteiligter arabischer Juden stritten, war es die israelische sozialistische Organisation Matzpen, die innerhalb der israelischen Gesellschaft für große Aufregung sorgte - wegen ihrer kompromisslosen Kritik der Besatzung und ihrer Forderung einer sozialistischen Föderation von Juden und Arabern im Nahen Osten.

Die drei Vorträge dieser Reihe versuchen einen historischen Bogen zu schlagen von den Anfängen der zionistischen Euphorie 1917 bis zur Ernüchterung in Teilen der israelischen Linken nach 1967 und stellen dabei die Stimmen der deutschen und israelischen Jüdinnen und Juden in den Mittelpunkt.

In Kooperation mit dem Institut für die Geschichte der deutschen Juden.  Gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg.

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