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12. Januar 2021 Seminar Prekarisierung und Digitalisierung im Strukturwandel betrieblicher Öffentlichkeit

Teil des interdisziplinären Kolloquiums im Wintersemester 20/21

Information

Veranstaltungsort

Online

Zeit

12.01.2021, 18:00 - 20:00 Uhr

Themenbereiche

Gesellschaftstheorie, Partizipation / Bürgerrechte

Zugeordnete Dateien

Prekarisierung und Digitalisierung im Strukturwandel betrieblicher Öffentlichkeit

Ein neuer Strukturwandel in der Öffentlichkeit?

In der Öffentlichkeit erkennen, definieren und ordnen Gesellschaften ihre Probleme hinsichtlich ihrer Relevanz und Lösbarkeit. Als zwischen Zivilgesellschaft und Parlament vermittelnder Sphäre und allgemeinverbindlicher Sozialisationsinstanz kommt ihr hiermit eine zentrale Bedeutung für die politische Ordnungsbildung zu. Die Entwicklungsdynamiken in diesem Bereich hat Jürgen Habermas in seinem Anfang der 1960er Jahre erschienenen Buch zum ‚Strukturwandel der Öffentlichkeit‘ untersucht. Oskar Negt und Alexander Kluge konterten es mit ihrer Untersuchung „Öffentlichkeit und Erfahrung“. Das war 1972.
Unter jetzigen Bedingungen von Globalisierung, Digitalisierung und einer anhaltenden Kommodifizierung von Arbeit und Privatsphäre – so der Ausgangspunkt der geplanten Reihe – hat die Sphäre der Öffentlichkeit seitdem einen weiter anhaltenden Transformationsprozess durchlaufen. Diesen mit Blick auf ihre politischen Funktionsdynamiken zu reflektieren, ist das Interesse der geplanten Vortragsreihe. Zur Debatte steht wie so oft, inwieweit die neuen Produktivkräfte der mehr und mehr digital vorgeformten Öffentlichkeit, Fortschritt befördern oder ein Hemmschuh sind. Oder sind unter den heutigen Bedingungen, wie sich Öffentlichkeit herstellt, Aushandlungsformen über Diskurs und Argument kaum mehr möglich? Wenn doch, wie steht es um die emanzipative Dimension unserer heutigen Öffentlichkeit?

Rosa Luxemburg Stiftung Hamburg, in Kooperation mit der Universität Hamburg, Institut für Soziologie, Dr. Martin Seeliger. Gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg

 

Ulrich Brinkmann/ Heiner Heiland: Prekarisierung und Digitalisierung im Strukturwandel betrieblicher

Der Vortrag lenkt den Blick auf den mit dem Siegeszug es Neoliberalismus einsetzenden Umbruch, der die vormaligen stabilen betriebsöffentlichen Arrangements zur Disposition stellt. Die Aufkündigung weiter Teile des „fordistischen Kompromisses“ durch das (Finanz-)Kapital nimmt dem korporatistischen Gesamtarrangement seine Stabilität und Berechenbarkeit (Dörre/Brinkmann 2005). Am Beispiel der Prekarisierung und Digitalisierung, zweier aktueller Tendenzen des Wandels von Arbeits- und Betriebsorganisation, zeigt sich der neue Modus der betrieblichen Öffentlichkeit und halbiert-demokratischer Verfahren. Mit den Leiharbeitern und Werkverträglern wird einem beträchtlichen Teil des Demos seine Organisationsmitgliedschaft und damit zentrale Teilhaberechte genommen; gleichzeitig werden die Vertretungsinstitutionen der Belegschaften geschwächt. (Brinkmann/Nachtwey 2017) Das neue Gesicht betrieblicher Öffentlichkeiten zeigt sich auch daran, wie sich die Digitalisierung über die herrschaftsförmige Herstellung und vor allem: Verhinderung von Transparenz betrieblicher Vorgänge Bahn bricht. (Heiland/Brinkmann 2020)
Am Beispiel von zwei aktuellen Fällen (einem traditionellen Großunternehmen und einem jungen Start-Up) zeigt der Beitrag die Gefahren einer Refeudalisierung betrieblicher Öffentlichkeiten, aber auch entgegenwirkende Strategien auf. Er mündet in eine abschließende Diskussion zum Erklärungsgehalt des Strukturwandels der Öffentlichkeit für betriebliche Öffentlichkeiten im Finanzmarktkapitalismus.

Ulrich Brinkmann ist Professor für Soziologie an der TU Darmstadt; Heiner Heiland ist am dortigen Institut für Soziologie Mitarbeiter. Beide veröffentlichten jüngst eine Untersuchung darüber, wie die Plattform-Ökonomie die Arbeitsbeziehungen hochgradig verändert.

 

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