5. Oktober 2020 Bildungsreise „Das rote Wien“ - Mythos und Gegenwart sozialer Wohn(bau)politik.

Eine Stadtpolitische Bildungsreise nach Wien

Information

Veranstaltungsort

Wien
Lange Gasse 20-22
1080 Wien

Zeit

05.10.2020, 10:00 - 09.10.2020, 18:00 Uhr

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte, Commons / Soziale Infrastruktur, Stadt / Kommune / Region, Wohnen

Kosten

Doppelzimmer Kategorie B: 450,00 €
Doppelzimmer Kategorie A: 525,00 €
Einzelzimmerzuschlag: 100,00 €

Zugeordnete Dateien

„Das rote Wien“ - Mythos und Gegenwart sozialer  Wohn(bau)politik.
Karl-Marx Hof Wien Wienwiki / Helene Huss-Trethan [CC BY-SA 3.0]

Die Corona-Reisewarnung für Wien ließ uns keine Alternative, leider mussten wir die Reise absagen!  

Zwischen 1918 und 1934 war der soziale Wohnungsbau, neben dem Ausbau des Bildungs- und Gesundheitssystems, Kernpunkt der Kommunalpolitik Wiens. Dieses sozialistische Reformwerk wurde unter dem Titel "Das rote Wien" international zum Vorbild für soziale Stadtentwicklung. Innerhalb von 14 Jahren konnten über 60.000 Wohnungen als „Gemeindebauten“ in 350 Wohnungsanlagen in zukunftsweisender Gestaltung errichtet werden. Das größte Exemplar der berühmten Wiener Gemeindebauten und bis heute ein Monument des »Roten Wiens« ist der Karl-Marx-Hof. Über einen Kilometer erstreckt sich die Front des Karl-Marx-Hof, des längsten Wohngebäudes der Welt. Bei seiner Eröffnung 1930 bot das Gebäude Platz für rund 5.000 Bewohnerinnen und Bewohner, in den 1382 Wohnungen befanden sich Küchen, Wasserleitungen und Toiletten.

Der Karl-Marx-Hof und alle anderen Gemeindebauten sind nicht nur Denkmäler vergangener Zeiten, sondern sichern bis heute eine Mietsituation, die im Verhältnis zu der in anderen westlichen Großstädten als entspannt gepriesen wird. Auch gegenwärtig lebt etwa jede vierte Wienerin oder jeder vierte Wiener in einem Gemeindebau. Es gibt keine Privatisierung kommunaler Wohnungsbestände, Miete als langfristig sozial gebundene Wohnversorgung verhindert bislang „Immobilienblasen“ und sorgt weitgehend für Leistbarkeit von Wohnraum. Manchen gilt die Wiener Wohnpolitik daher als Vorbild für Versuche, die angespannte Situation in Berlin, Hamburg oder München zu entlasten.

Doch auf einem anderen Blatt steht, inwieweit die gegenwärtige Sozialdemokratie an die Versuche im historischen Roten Wien gezielt anknüpft oder allenfalls von der historischen Errungenschaft profitiert ohne das „Mieterparadies“ (Der Spiegel) dauerhaft zu sichern und auszubauen. Tatsächlich sind steigende Mieten in Wien selbst in Gemeindebauten kein Fremdwort mehr. Der Stadtregierung fehlt zudem meist der politische Wille innovativ und zukunftsorientiert an die Traditionen des kommunalen Sozialismus anzuknüpfen.

Was lässt sich also aus Vergangenheit und Gegenwart sozialer Stadtentwicklung und Wohn(bau)politik in Wien Lernen? Wie lässt sich Stadtpolitik und Wohnungsversorgung jenseits der Konkurrenzlogik auf dem kapitalistischen Markt organisieren? Eine Frage die sich gegenwärtig mit Nachdruck in den städtischen Metropolen stellt und etwa durch die Berliner Initiative „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ eine zugespitzte Antwort erfährt.

Auf unserer Bildungsreise werden wir u.a. bei geführten Touren durch Wien die Hinterlassenschaften des Roten Wiens erkunden und uns in Erinnerung rufen, was nicht mehr zu sehen ist oder oft vergessen wird. Wir werden die Höhepunkte, Widersprüche und das Erbe des Roten Wiens kennenlernen. Bei Vorträgen u.a. mit wohnungspolitischen Fachleuten und politisch Aktiven wollen wir die aktuelle Wohn(bau)politik der Stadt Wien kennenlernen und diskutieren. Zudem nach Anregungen und Impulsen für eine soziale Stadtentwicklung der Gegenwart fragen und die Perspektiven linker Stadtpolitik unter rechter Hegemonie diskutieren. Darüber hinaus wird es Gelegenheiten geben, die Stadtkultur, die lokale Kulinarik und sicherlich ebenfalls den Wiener Humor kennenzulernen.

Der Teilnahmebeitrag beträgt 450 € (Zimmer Kategorie B: Zimmer mit eigener Dusche/WC auf Etage) bzw. 525 € (Zimmer Kategorie A: privates Badezimmer/Dusche & WC ). Er beinhaltet die Hotelunterkunft (Hotel Lehrerhaus) für sechs Übernachtungen im Doppelzimmer (Einzelzimmerzuschlag 100 €, Kategorie A & B ), Reiseprogramm und die vor Ort anfallenden Transfers sowie Eintritt für Ausstellungen und Museen. Die An- und Abreise zum/vom Veranstaltungsort bzw. der Hotelunterkunft ist eigenständig zu organisieren.

Termin: Anreise 04.10. (Sonntag) bis Abreise 10.10.2020 (Samstag), Seminarprogramm von Montag bis Freitag (05.10 bis 9.10.2020).

Reiseleitung: Aaron Bruckmiller

Anmeldeformular und Teilnahmebedingungen zum Herunterladen!

Standort

Kontakt

Andreas Merkens

Referent für politische Bildung / Studien- und Bildungsreisen, Rosa-Luxemburg-Stiftung Hamburg

Telefon: +49 40 28003709